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ÜBER

BEWEGLICHKEIT

"Verkörpern der Funktion verbessert die Funktion"

Brigitte Ferchichi

Brigitte Ferchichi im Gespräch mit Barbara Frantal

Was versteht man unter Beweglichkeit? Wie wird Beweglichkeit definiert?

Beweglichkeit ist die Fähigkeit zweier Körperteile, sich in physiologisch gesundem Maß gegeneinander zu verschieben. Das können Gelenkflächen, Organe, Muskeln, Bindegewebe oder Zellen sein.

Beweglichkeit bedeutet, den jeder Person eigenen Bewegungsradius auszuschöpfen, um sich im Alltag aufrecht und gesund zu bewegen.

Welchen Nutzen hat Beweglichkeit?

Bewegung gehört zu den fünf motorischen Grundeigenschaften, die jeder Mensch besitzt (die anderen vier sind: Kraft, Ausdauer, Koordination, Schnelligkeit).

Was muss man tun, um gelenkiger zu werden? Wie fördert die Franklin-Methode® die Beweglichkeit?

Beweglicher wird man, wenn man das Gefühl der Bewegung in den Vordergrund stellt – nicht das Gefühl der Beschränkung. Auch indem man weiß, wo Beweglichkeit stattfindet und indem man das Potential von Bewegung und Gegenbewegung zweier gegenüberliegender Strukturen effizient ausnützt. Die Franklin-Methode als dynamische Bewegungslehre beeinflusst mit Hilfe von Vorstellungsbildern jede Art von Bewegung positiv.

Welche Rolle spielt Dehnen bei der Gelenkigkeit?

Dehnen spielt bei der Gelenkigkeit eine untergeordnete Rolle, weil es unendlich viel Wissen über die Muskeln verlangt. Zum Beispiel: Von wo, nach wo geht er? Über welche Gelenke zieht er? Welche Gelenke beeinflusst er? Etc.

Neuere Studien zeigen auch, dass statisches Dehnen sogar schädlich sein kann. Ab einer Dehnung von 15 % wird das Lumen der Blutgefäße bereits so verkleinert, dass die Blutzufuhr eingestellt ist. Zudem werden Nerven ab dieser Verlängerung abgeknickt, so dass auch die neurale Steuerung nicht mehr stattfindet. Dies löst das bekannte Taubheitsgefühl im Muskel aus, das so viele Sportler und Tänzer kennen.

In der Franklin Methode arbeiten wir mit der LEA (langsame exzentrische Aktion) = ein langsames dynamisches Auseinandergleiten der Muskelfasern mit gleichzeitiger Aktivierung der Muskelkraft.

Wie werden Verspannungen gelöst?

Mit Berührung: Muskelschwammen, Brushings

Mit Imagination: Filamentgleiten, Schmelzen, Muskelströmungen

Warum hilft ein Grundverständnis der Körper-Anatomie beweglich zu werden?

Wenn wir z.B. sagen „die Architektur der Rückenmuskeln lässt die Schultern schweben“, dann sollten wir zuerst einmal wissen, wie die Architektur der Rückenmuskeln ausschaut. Wenn ich nicht weiß, wo sich was im Körper befindet und auch die Funktion nicht kenne, kann ich schwer  etwas in meiner Haltung oder Bewegungsqualität verbessern.

Was ist der Bodyflow, der Bewegungsfluss?

Ein wahres Glückgefühl, wenn Bewegung effizient und koordiniert ausgeführt wird, fließen die Glückshormone im Körper.

Was müssen Anfänger*innen beachten, wenn sie gelenkiger werden wollen?

Sie müssen es wollen, sich ein Ziel setzen, präsent im Körper sein und dann ganz entspannt beobachten, wie sich ihr Körper mit der Zeit reorganisiert und Beweglichkeit wächst.

Gelenkig werden mit 30, mit 40 und 50 plus - gibt es Altersbedingte Unterschiede bei der Beweglichkeit?

Nein! Beweglichkeit ist ein Bild und die ist nur so gut, wie die Vorstellung, die man davon hat und natürlich auch, wie es die Haltung zulässt. Es gibt 20jährige, die nicht so beweglich sind wie manche 60jährige und genauso umgekehrt.

Warum wird ein Anatomie-Atlas dem lebenden Körper nicht gerecht? Was ist der Unterschied zwischen chirurgischer Anatomie und lebendigem Körper?

Ein Anatomieatlas ist wunderbar, um zu schauen, wo etwas in unserem Körper ist. Allerdings kann er nie einem lebenden Körper gerecht werden, weil da ja alles ständig im Bewegungsfluss ist und auch z.B. die Muskeln nicht so sauber getrennt sind, wie im Atlas dargestellt.

Woher kommen unsere Vorstellungsbilder von unserem Körper?

Aus unseren Sinnen: visuell, auditiv, olfaktorisch, gustatorisch, kinästhetisch. Das Körperbild ist abhängig von meinem Körperbewusstsein, meinem anatomischen und biomechanischen Wissen – aber es ist auch von psychischen und emotionalen Vorstellungen und Mustern geprägt.

Facit:
  1. Verkörpern der Funktion verbessert die Funktion

  2. Use it or lose it

  3. Bei einer Bewegung finden immer vier Dinge statt: die Form, die begleitenden Gedanken, Bilder und Gefühle. Die Wirkung der Bewegung auf unsere Gesundheit entsteht aus der Summe dieser Elemente.

  4. Man wird besser in dem, was man tut – auch wenn das, was man tut, ungesund ist!

  5. Information führt nicht zur Veränderung – nur die Verkörperung führt dazu

  6. Änderung beginnt mit Wahrnehmung

 

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